Abschied von der Hauptstr. 30
Schon wieder obdachlos
Kunstverein Rheinstetten e.V. verabschiedet sich aus den Galerieräumen der Hauptstr. 30
Nach über 3 Jahren müssen wir - der Kunstverein Rheinstetten e.V. - die Galerie in der Hauptstr. 30 zum Ende des Jahres räumen. Die Liegenschaft wurde veräußert.
Nach der Gründung des Vereins in 2014, Stationen in der Hebelschule 2015 mit einer großartigen Ausstellung sowie im Autohaus Neuburgweier, haben wir Mitte 2016 in der Hauptstraße ein optimales „Zuhause" gefunden. Dieses Räume verlassen wir nun.
Verabschieden möchten wir uns mit Dankbarkeit. Dieser Dank gilt der Familie Helfer für die Unterstützung, und die Möglichkeit zur Nutzung dieser einzigartigen Räumlichkeiten, um die uns selbst gestandene Galerien aus Karlsruhe beneideten. Er gilt auch der Stadt Rheinstetten für die Förderung. Ohne die diversen Sponsoren wäre das eine oder andere Event nicht so großartig geworden. Und last but not least ein großes Dankeschön den Künstlern die einzigartige Kunst erschaffen und
präsentiert haben, sowie den zahlreichen Besuchern unserer Ausstellungen.
Wir hoffen und wünschen uns, dass wir in naher Zukunft wie gewohnt Künstler/Innen und deren Werke Kunstfreunden und allen Kunstinteressierten präsentieren können. Für Hinweise und Anregungen bezüglich geeigneter und kostengünstiger Räumlichkeiten sind wir sehr dankbar.
Wir verabschieden uns aus den Galerieräumen mit einer Veranstaltung. Im Rahmen der Finissage der noch laufenden Ausstellung von Gabriele Bernd treffen wir uns am Sonntag dem 8.12. ab 16 Uhr. Die Ausstellung ist bereits ab 14 Uhr geöffnet. Zum Programm gehört selbstverständlich die musikalische Untermalung durch unsere „Hausband" - die Spätlesen. Weitere Darbietungen befinden sich noch in Vorbereitung - man darf gespannt sein.
viele Grüße
Der Vorstand
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In sich hinein schauen
Fließende Kunst: Gabriele Berndt stellt im Kunstverein Rheinstetten aus
ZUM ERSTEN UND LETZTEN MAL stellt Gabriele Berndt beim Kunstverein Rheinstetten ihre Werke in der Hauptstraße aus. Der Verein braucht eine neue Heimat. Foto: drei |
„Und dann feiert der Verein richtig Abschied“, betont Gabriele Berndt. Es geht um den 6. Dezember, wenn nicht nur ihre Ausstellung im Kunstverein Rheinstetten mit einer Finissage enden wird, sondern auch rund fünf Jahre Kunst in den Räumen in der Hauptstraße 30. Erst Ende Oktober kam die überraschende Kündigung, da die Liegenschaft verkauft worden war und sich der neue Eigentümer von der attraktiven Lage spürbar höhere Mieteinnahmen erhofft, als der kleine Verein leisten kann.
Ende des Jahres müsse „alles weg“ sein, bedauert Berndt: „Wir wissen noch nicht, wo es hingeht“. Man suche nun dringend einen Raum in Rheinstetten, der zudem noch über einen Lagerraum für Materialien und Gegenstände des Vereins verfügt. Perspektivisch hoffe man, dass es in der neuen Stadtmitte geeignete Räumlichkeiten geben könnte: „Es wird noch geplant, aber ob wir berücksichtigt werden, weiß man noch nicht.“ An diesem Abend besucht auch Paula Rimmelspacher die Ausstellung. Sie setzt auf die Stadt. Denn die lege „ja Wert auf kulturelle Veranstaltungen.“ Hierauf setzt auch Berndt, man sei auf Unterstützung der Stadt angewiesen. Der Verein liegt ihr am Herzen, zumal sie vor fünf Jahren Gründungsmitglied war. Berndt hatte lange in Rheinstetten gelebt, ehe sie bald nach Vereinsgründung nach Karlsruhe zog. Die gelernte Technische Zeichnerin hat „diesen Bereich der Malerei als Ausgleich gebraucht, weil im Beruf alles festgelegt und genormt war. In ihren Arbeiten wird in auffälliger Weise ein sicheres Gespür für Material, Farben und Stimmungen sichtbar, das verblüfft. Ihre Arbeiten sind nicht gegenständlich und bieten dem sich einlassenden Betrachter kaum feste Ankerpunkte. Licht, Schatten, Farbverläufe und zurückhaltendes Konturieren führen die Erwartungen und Fantasien nur so weit, um nicht ganz verloren zu gehen. Diese geringe Unterstützung genügt allerdings, der Künstlerin und auch sich selbst einfach zu folgen und „in sich hinein zu schauen“.
Exemplarisch gelingt ihr dies bei ihrer Arbeit „Schweiz V“, die sie weit in ihre Kindheit zurückbringt. Mit 76 Jahren lebte sie mit ihrer Familie ein Jahr lang in der Schweiz. Berndt verbindet die gedrängte Atmosphäre mit einer engen Felsschlucht, durch die man damals oft gefahren sei. Berndt ist inzwischen Teil eines Gemeinschaftsateliers im Karlsruher Kreativpark auf dem Schlachthofgelände.
Mit freundlicher Genehmigung von Matthias Dreisigacker erschienen in der BNN.
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Zeichnen statt Playstation
Autodidakt Axel Kempermann zeigt „Dark Art“ beim Kunstverein Rheinstetten
TEILS DÜSTER UND VERSTÖREND wirken die Bilder von Axel Kempermann's „Dark Art“. Hier am Werk „Suicidal Tendencies“ – frei übersetzt „Selbstmordgedanken“. Foto: Garcia |
„Dark Art“ ist der Titel der Ausstellung, die aktuell beim Kunstverein in Rheinstetten zu sehen ist. Der Künstler heißt Axel Kempermann, er ist waschechter Rheinstettener, und bei der Eröffnung am Freitagabend – bei der rund 40 Kunstinteressierte zugegen waren – gestand er: „Ich bin ziemlich aufgeregt. Das ist meine erste eigene Vernissage.“ Seine Brötchen verdient der 43-jährige gelernte Erzieher eigentlich bei der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Karlsruhe. Das spiegelt sich mitunter auch in seinen rund 20 Bildern wieder: Da erzählt er zum Beispiel von der Reise eines „seiner Jungs“. Ursprünglich aus Eritrea, angekommen hier in Karlsruhe, jetzt Auszubildender in einem Handwerksberuf. Collagenhaft verbindet er die Stationen des Jungen – dargestellt in fotorealistischen Zeichnungen – in einer Weise, die viel Raum lässt für eigene Interpretationen und zugleich eine lange Geschichte erzählt. Kempermann lacht: „Die Bahn, die auf dem Bild zu sehen ist, soll seine Reise symbolisieren. Vorbild dafür war eine Karlsruher Stadtbahn. Es gibt immer ein Vorbild. Anders kann man nicht so realistisch zeichnen.“ Kempermann ist Autodidakt. Umso mehr hat er sich gefreut, dass der Kunstverein sich für seine Arbeiten begeistert hat.
Nikolaus Zirwes, zweiter Vorsitzender, erinnert sich: „Ich weiß noch genau, wie ich Axel kennengelernt habe. Er kam vor etwa zwei Jahren hier hereinspaziert. Wir kamen ins Gespräch und er hat mir ein paar Fotos seiner Arbeiten auf dem Handy gezeigt. Ich war sofort hellauf begeistert.“ Axel Kempermann malt schon sein „ganzes Leben lang. Ich bin ständig mit dem Block in der Hand dagesessen“, erinnert er sich. „Andere haben Playstation gespielt, ich habe gezeichnet.“ Grundsätzlich sei die Kunst für ihn wie eine Therapie. „Themen, die mich bewegen, die ich gruselig finde, die mir Angst machen – das verarbeite ich in meinen Bildern.“ Seine Motive, erschaffen mit Tusche, Acryl, Malerkrepp, Transparenzpapier, Bleistift und Lack bestechen nicht nur durch fotorealistische Details. Besonders ist auch, dass die Bilder mit Titeln wie „Muttermilch“, „Truth“, „Suicidal Tendencies“ oder „Ferngesteuert“ zugleich düster und bisweilen verstörend sind, dabei aber schon allein durch die ganz offensichtlich perfektionistische Arbeitsweise den Betrachter in ihren Bann ziehen. „Natürlich hat jedes Bild sein ganz eigenes Thema. Trotzdem ist es mir ein großes Anliegen, dass die Betrachter sich nicht nur an den Titeln orientieren, sondern dass auch jeder selbst das hineininterpretieren kann, was er für sich darin entdeckt. Das ist mir eigentlich das Wichtigste.“
Mit freundlicher Genehmigung von Susanne Garcia erschienen in der BNN.
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