Drucken

In sich hinein schauen

Fließende Kunst: Gabriele Berndt stellt im Kunstverein Rheinstetten aus

Farbe Form Struktur: Gabriele Berndt stellt beim Kunstverein Rheinstetten aus. (Foto: Garcia)
ZUM ERSTEN UND LETZTEN MAL stellt Gabriele Berndt beim Kunstverein Rheinstetten ihre Werke in der Hauptstraße aus. Der Verein braucht eine neue Heimat. Foto: drei

„Und dann feiert der Verein richtig Abschied“, betont Gabriele Berndt. Es geht um den 6. Dezember, wenn nicht nur ihre Ausstellung im Kunstverein Rheinstetten mit einer Finissage enden wird, sondern auch rund fünf Jahre Kunst in den Räumen in der Hauptstraße 30. Erst Ende Oktober kam die überraschende Kündigung, da die Liegenschaft verkauft worden war und sich der neue Eigentümer von der attraktiven Lage spürbar höhere Mieteinnahmen erhofft, als der kleine Verein leisten kann.

Ende des Jahres müsse „alles weg“ sein, bedauert Berndt: „Wir wissen noch nicht, wo es hingeht“. Man suche nun dringend einen Raum in Rheinstetten, der zudem noch über einen Lagerraum für Materialien und Gegenstände des Vereins verfügt. Perspektivisch hoffe man, dass es in der neuen Stadtmitte geeignete Räumlichkeiten geben könnte: „Es wird noch geplant, aber ob wir berücksichtigt werden, weiß man noch nicht.“ An diesem Abend besucht auch Paula Rimmelspacher die Ausstellung. Sie setzt auf die Stadt. Denn die lege „ja Wert auf kulturelle Veranstaltungen.“ Hierauf setzt auch Berndt, man sei auf Unterstützung der Stadt angewiesen. Der Verein liegt ihr am Herzen, zumal sie vor fünf Jahren Gründungsmitglied war. Berndt hatte lange in Rheinstetten gelebt, ehe sie bald nach Vereinsgründung nach Karlsruhe zog. Die gelernte Technische Zeichnerin hat „diesen Bereich der Malerei als Ausgleich gebraucht, weil im Beruf alles festgelegt und genormt war. In ihren Arbeiten wird in auffälliger Weise ein sicheres Gespür für Material, Farben und Stimmungen sichtbar, das verblüfft. Ihre Arbeiten sind nicht gegenständlich und bieten dem sich einlassenden Betrachter kaum feste Ankerpunkte. Licht, Schatten, Farbverläufe und zurückhaltendes Konturieren führen die Erwartungen und Fantasien nur so weit, um nicht ganz verloren zu gehen. Diese geringe Unterstützung genügt allerdings, der Künstlerin und auch sich selbst einfach zu folgen und „in sich hinein zu schauen“.

Exemplarisch gelingt ihr dies bei ihrer Arbeit „Schweiz V“, die sie weit in ihre Kindheit zurückbringt. Mit 76 Jahren lebte sie mit ihrer Familie ein Jahr lang in der Schweiz. Berndt verbindet die gedrängte Atmosphäre mit einer engen Felsschlucht, durch die man damals oft gefahren sei. Berndt ist inzwischen Teil eines Gemeinschaftsateliers im Karlsruher Kreativpark auf dem Schlachthofgelände.

Mit freundlicher Genehmigung von Matthias Dreisigacker erschienen in der BNN.

Kategorie: Presse